Lange erwartet, oft zurückgehalten,
jetzt liegt er vor. Der brisante Armutsbericht der EZB. Die Werte
basieren auf Umfragen aus dem Jahr 2009 und 2010. Es wurden 60.000
Haushalte der Eurozone befragt. Hier geht es unter anderem um den
„Netto-Median-Wohlstand in der Eurozone“
Median-Wohlstand… was bedeutet das?
Laut Definition von Wikipedia:Median einer
Anzahl von Werten ist die Zahl, welche an der mittleren Stelle steht,
wenn man die Werte nach Größe sortiert. Ist zum Beispiel der Median der
Gewichte der deutschen Frauen 70 Kilo, so ist die Hälfte der deutschen
Frauen leichter als 70 Kilo.
Was bedeutet das in konkreten Zahlen für die Eurozone?
Aus dieser Studie geht brisanter Weise
hervor, dass Deutschland den geringsten Netto-Median-Wohlstand in der
Eurozone aufweist, Zypern hingegen den zweithöchsten.
Land | 1.000 Euro |
Luxemburg | 397,8 |
Zypern | 266,9 |
Malta | 215,9 |
Belgien | 206,2 |
Spanien | 182,7 |
Italien | 173,5 |
Frankreich | 115,8 |
Niederlande | 103,6 |
Griechenland | 101,9 |
Slowenien | 100,7 |
Finnland | 85,8 |
Österreich | 76,4 |
Portugal | 75,2 |
Slowakei | 61,2 |
Deutschland | 51,4 |
Wie kommt es zu diesen Werten?
Da ist zunächst die Verteilung hinsichtlich
Immobilieneigentum, dem wichtigsten Faktor beim Haushaltsvermögen.
Deutschland hat hier mit 44% die geringste Quote in der Eurozone. In
Frankreich liegt der Anteil derer, die im eigenen Haus oder in der
eigenen Wohnung leben, bei 57,9% und in Spanien sogar bei gut 82%.
Bei der Bewertung des Immobilienvermögens
sollte man beachten, dass ein Haus in Spanien oder Zypern relativ zu
einem Wert z.B. Deutschland bewertet wird. Nicht eingeschlossen sind in
der Betrachtung der EZB auf der Netto-Vermögensseite zudem Pensionen,
bzw. Pensionsansprüche.
Der Medianwert gilt als politisch besonders
relevant, aber nach dem arithmetischen Mittel schneidet etwa
Deutschland mit knapp 200.000 Euro Vermögen pro Haushalt klar besser ab.
Daraus ergibt sich der Hinweis auf eine starke Ungleichmäßigkeit der
Vermögensverteilung - je größer die Abweichung der beiden Werte, je
ungleichmäßiger ist die Verteilung wie man der folgender Statistik
entnehmen kann.
Der Studie zur Folge hat Deutschland über Jahre sein Preis- und
Kostenniveau gegenüber den anderen Eurozonen-Ländern zu deflationieren.
In der südlichen Peripherie, haben die Staaten eher inflationiert. Die
Vermutung das für Deutschland deutlich mehr auf der Vermögensseite mehr
„hängen bleibt“ und nicht nur ein zweifellos hoher Lebensstandard hat
sich demnach nicht bestätigt. Die EZB erklärt vereinfacht: „Wer ein Haus
besitzt, unterwirft sich einer Art Zwangssparen und baut früher und
mehr Vermögen auf.“Die weit verbreitete Annahme das die deutschen Haushalte höhere Sparguthaben und höhere Finanz-Assets besitzen als die in den südlichen Nachbarländern wird laut dieser Studie ebenfalls in Frage gestellt. Ein typischer Haushalt in Zypern verfügt demnach über 22.000 Euro an Finanz-Assets, doppelt so viel wie in Frankreich und fast fünf mal so viel wie in Griechenland. In Deutschland kommt ein Durchschnittshaushalt auf 17.000 Euro.
Vergleicht man nun das BIP pro Kopf hat Deutschland im Jahr 2010 mit 29.000 Euro das höchste der Eurozone war. Es liegt bei fast 120% des EU-Durchschnitts, Griechenland kommt auf 87%, Italien auf 101%, Spanien auf 99%. Quelle: Eurostat.
Das Brisante an der Studie ist folgende Aussage:
Das Annahme des notleidenden Süden und dem wohlhabenden Norden ist hier stellenweise widerlegt worden und kurz vor der Bundestagswahl stützt das die Positionen derjenigen, die einen höheren Beitrag der notleidenden Staaten zur „Rettung“ ihrer eigenen Finanzen fordern. Je nach Einstellung liefe das auf noch höhere Sparanstrengungen der Staaten oder stärkere Beteiligung der Haushalte an der Banken-Sanierung nach dem Vorbild Zyperns hinaus.
Meine Datenquelle ist hierzu:
timepatternanalysis.de
wikipedia
wallstreet-online.de
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